Freitag, 9. November 2012, 20.00 Uhr
Le Cap (Französische Kirche), Predigergasse 3, Bern

 

«Konzert mit dem ensemble bern modern»

Pierre-André Bovey, Flöte; Gabrielle Brunner, Violine;
Frédéric Carrière, Viola; Barbara Gasser, Violoncello

4  Ur- Aufführungen

Vladislav Jaros  «A la recherche du temps perdu» (UA)
Ursula Seiler  «Signatures» (UA)
Stefan Werren  «Herbstlicht» (UA)
Daniel Andres «Blumenbilder» (UA)
 
 

Vladislav Jaros: „A la recherche du temps perdu“ für Flöte, Violine, Viola und Violoncello wurde inspiriert durch den gleichnamigen Roman von Marcel Proust und die Faszination der Zeitdimension in der Erinnerung. Obschon die Zeit unaufhaltsam vorwärts strebt, ermöglicht die Erinnerung, uns in der Zeit zurück zu bewegen und bei verschiedenen Episoden nach Belieben zu verweilen, wobei die Zeit keineswegs aufgehalten werden kann: sie tickt unerbittlich weiter,  jedoch ohne uns den Spass an erinnerten Momenten zu verderben.

Ursula Seiler Kombaratov: Signatures-Unterschriften sind individuell, aussergewöhnlich, persönlich, vielfältig und aussagekräftig. Genau diese Eigenschaften veranlassten die Komponistin, eigene Reflektionen über die Optik der Unterschriften und ihrer Grafik wie z.B. die Grösse der Buchstaben, der individuelle Schwung, oder die Lesbarkeit der Namen in der Musik und zum Teil im Notenbild wiederzugeben.     Bei den vier gesammelten Unterschriften des Ensembles wurde nicht in dem Sinne versucht den Charakter des Schreibers festzustellen, sondern wurde von der Komponistin nur als Inspiration für die Motivik, Bewegung oder Rhythmik des Werkes verwendet.

Stefan Werren: „Herbstlicht“ ist eine stark überarbeitete Neufassung eines vor einigen Jahren entstandenen Quartettstückes. Die Schönheit und Transparenz herbstlicher Tage inspirierte mich zum atmosphärischen Charakter dieses Werkes.

Daniel Andres: „Blumenbilder“, vier Stücke für Flöte und Streichtrio. Es gibt eine Reihe von meinen Werken aus den letzten Jahren, die eine Beziehung zu Robert Schumann aufweisen, so die „Fantasiestücke“ für Klarinette und Streichtrio, das Cellokonzert(2010/2011) und diese „Blumenbilder“. Die Musik ist nicht unbedingt derjenigen von Schumann ähnlich, sondern hat viel mehr Bezüge zu französischer Musik des 20. Jahrhunderts von Ravel über Messiaen bis zu den Spektralisten. Aber die poetischen Bezüge zur Natur schaffen eine gewisse Nähe zu Schumann („Waldszenen“, „Blumenstück“, Märchenbilder“, Fantasiestücke“) und die sind ein Resultat ausgiebiger Wanderungen und der Beschäftigung mit Botanik (ich habe über 500 Blütenpflanzen aus der Umgebung von Biel fotografisch dokumentiert). Musikalisch sind die Stücke von grösstmöglicher Freiheit und weitestgehender Entfernung von stilistischer Dogmatik. An der Musik von Robert Schumann fasziniert mich die enge Verbindung von Intuition und bewusster Gestaltung, er vertraute auf die Inspiration, war aber gleichzeitig ein kritischer Geist.